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«Stand-up? Ich sitze lieber» – Peach Weber und sein mögliches letztes Mal im Wallis


Ein Mann, drei Akkorde, unzählige Lacher – «Der King of Gäx» bleibt sich und seinem Stil treu.
Ein Mann, drei Akkorde, unzählige Lacher – «Der King of Gäx» bleibt sich und seinem Stil treu.

Seit fast 50 Jahren steht er auf der Bühne, unterhält Generationen mit scharfem Witz, bodenständigem Humor und der wohl sympathischsten Portion Selbstironie der Schweiz. Im Gespräch blickt der Kabarettist auf seine Anfänge, den Wandel der Unterhaltungsbranche und seinen besonderen Bezug zum Wallis zurück. Ein Interview über das Älterwerden, den Reiz von Dorfplätzlifesten und den Unterschied zwischen Stadt und Land.


Peach Weber, ich hoffe das Du ist ok?Ja klar.


Du kommst am 13. Juni ins Wallis, nach Lalden. Wie blickst du auf die Reise in die Berge?Früher war ich oft im Wallis, und das Ziel war immer: den letzten Verladezug kurz vor Mitternacht erreichen. Ich raste mit Überschall nach Goppenstein, um nicht im Wallis übernachten zu müssen. Heute mache ich das anders. Ich übernachte vor Ort, frühstücke gemütlich und fahre dann entspannt nach Hause. Ich plane wie ein 80-Jähriger, damit es als 70-Jähriger angenehm bleibt.


Also kein Stress mehr am Morgen. Bist du ein Frühaufsteher?

Nein, ich bin ein Mittelaufsteher. Meistens stehe ich gegen 7:30 Uhr auf. Aber ich will um 8 Uhr noch nichts machen, bei dem man denken muss. Zuerst brauche ich einen Kaffee und dann groove ich in den Tag hinein.


Du stehst seit mittlerweile 47 Jahren auf der Bühne.

2027 feiere ich im Hallenstadion mein 50-jähriges Bühnenjubiläum. Ich hatte Glück: Mein Weg ging langsam, aber stetig nach oben. Kein plötzlicher Erfolg, der sofort wieder abflacht.

Wie hat sich die Unterhaltungsbranche in dieser Zeit verändert?

In den letzten 25 Jahren gab es eine regelrechte Überflutung an lustigen Formaten. Comedy im Fernsehen, Poetry Slams, unzählige Events. Es ist fast eine Überdosis. Umso erstaunlicher, dass ich heute noch den Saal fülle.


Hast du dein Konzept jemals angepasst?

Nein. Ich gehe auf die Bühne, erzähle Gags – fertig. Ich habe keine versteckten Talente. Hätte ich ein Alphorn gespielt oder einen Salto gemacht, wäre das nicht echt gewesen. Ich mache mein Ding. Stand-up-Comedy gibt es bei mir sitzend. Ich nenne das Sitdown.


Hattest du nie das Bedürfnis, dich zu verändern?

Nein, weil es nie bergab ging. Es lief immer. Hätte ich eine Krise gehabt, wäre das anders. Aber ich hatte nie einen Grund, etwas zu verändern. Ich habe keine Subventionen. Wenn niemand kommt, verdiene ich nichts. Ein ehrliches Geschäft.


Was macht einen guten Gag aus?

Das verrate ich nicht (lacht). 


Komm schon.

Kurz muss er sein. Oft verstecke ich ihn im Satz. Die Leute müssen ihn selbst erkennen. Lachen ist ehrlich. Es passiert, oder eben nicht. Klatschen beispielsweise kann man erzwingen, Lachen nicht. Das Wort «Gäx» mit der entsprechenden Schreibweise habe übrigens ich erfunden. Deswegen darf ich mich auch «King of Gäx» nennen.


Wie kamst du zur Gitarre?

Weil ich am Schlagzeug nichts konnte. Ich wollte ein Instrument, das man einfach in die Hand nehmen und ohne Weiteres spielen kann, aber das gibt es nicht. Ich überlegte: Trompete, Waldhorn, Handorgel – nichts klappte. Dann zeigte mir jemand drei Blues-Akkorde. Die konnte ich greifen. Heute kann ich nicht viel mehr. Aber die Grundgriffe sitzen.


Du hättest üben müssen. So wie wir das bei den Tambouren und Pfeifern wöchentlich tun. Übst du eigentlich?

Nein. Ich übe auf der Bühne. Wer übt, ist ein Feigling (lacht). Was ich spiele, ist so einfach, da braucht es keine Proben. Ich gehe raus, spiele und hoffe, es klappt.


Was verbindet dich mit dem Wallis?

Ich war mit jedem Programm mindestens einmal im Wallis. Es lief immer gut. Beim ersten Mal dachte ich, es bräuchte Untertitel – ich spreche schnell und im Dialekt. Aber ich merkte, dass der Aargauer Dialekt ideal ist. Er ist eine Mischung aus Zürich, Basel, Bern und Luzern. Eine Art Hochdeutsch der Schweiz.


Wie ist das Publikum im Wallis?

Kaum anders als anderswo. Nach zehn Minuten merke ich nicht mehr, ob ich im Wallis, in der Ostschweiz oder in Bern bin. Der Unterschied ist eher zwischen Stadt und Land. Auf dem Land ist es gemütlicher. In der Stadt musst du liefern, liefern, liefern.


Lieber Land als Stadt also?

Ja. Auch in Festhütten ist es so. Du darfst dir auf solchen Bühnen keine Kunstpausen erlauben. Die Leute erwarten eine lustige Zeit. Dafür braucht es Gag auf Gag. Wenn es funktioniert, dann ist das sensationell. Wenn nicht, dann ist es eine Katastrophe. Aber ich liebe die Festbühnen.


Wie ist das bei Plätzlifesten? Da kommen die Leute ja nicht ausschliesslich deinetwegen.

Kein Problem für mich. Ich habe von Anfang an immer alles gemacht: Hochzeit, Festhütte, Firmenanlass, Kleintheater. Bei Firmenfesten wollen viele nur essen und trinken. Aber auch das funktioniert. Es hält mich auf dem Boden.


Warst du je in einem Verein?

Nein. Ich war nie ein Vereinsmensch. Ich habe aber mit ein paar Kumpels verschiedene Sachen gemacht. Eine Zeitung, Musik, Konzerte. Aber ich schätze Vereine sehr. Sie sind wichtig fürs Dorfleben und die Kultur.


Welchen Bezug hast du zu Tambouren und Pfeifer?

Vom Sehen her kenne ich das. Ich war ein miserabler Schlagzeuger. Ich spielte in zwei Bands, nur weil ich das Schlagzeug hatte. Später dachte ich: Hätte ich trommeln gelernt, wären mir die Grundlagen geblieben.


Du hättest vor allem auch eine wunderschöne Tradition kennengelernt. Eine Tradition, die auch junge Menschen anspricht. So wie du. Wie erklärst du dir, dass Teenies in deine Shows kommen?

Das frage ich mich auch. Vielleicht hörten sie als Kinder meine Kassetten. Viele Eltern erzählen mir, sie hätten meine Lieder zum Einschlafen oder im Auto gespielt. Vielleicht liegt es an meiner beruhigenden Stimme. Mein Programm sollte von der Krankenkasse bezahlt werden. 


Wie gehst du mit dem Älterwerden um?

Ich nehme es mit Humor. Aber klar: Irgendwas ist immer. Eine Nachbarin sagte einst: «Mir geht es gut, ich habe jeden Tag etwas anderes.» Das ist eine gesunde Einstellung. Man kann nicht 70 Jahre leben und 40 sein. Ich nehme es, wie es kommt.


So geht auch deine Bühnenzeit langsam zu Ende. Wird das dein letzter Auftritt im Wallis?Das kann gut sein. Die jetzige Tournee ist die letzte. Danach wird es vielleicht noch Einzelauftritte geben. Wenn beispielsweise die Raiffeisenbank anfragt, sage ich vielleicht ja. Aber es wird sicher keine Tour mehr geben.


Was sollen die Leute erwarten?

Wer lachen will, soll kommen. Das ist garantiert. Wer mich nicht lustig findet, kann in der gleichen Zeit ein Buch über Quantenphysik lesen. Aber ich garantiere: Es wird lustig.


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